Ich bin endlich angekommen. Fast vier Wochen lebe ich schon in meiner neuen Wahlheimat Berlin und diese Zeit brauchte ich auch, um Tübingen und Hamburg Abschied zu sagen, die neuen Menschen, Orte, Eindrücke zu verarbeiten, mich hier einzuleben und meinen Platz an diesem Ort zu finden. Mein Zimmer ist längst fertig eingerichtet und fast fertig dekoriert. Doch auch Berlin und vor allem meine Gegend wartet darauf, erkundet zu werden, womit ich alle Hände voll zu tun habe. Bei all diesen komplett neuen Impressionen, die an jeder Straßenecke auf mich warten, gibt es bereits Straßen, Cafés und Menschen, die mir nicht mehr fremd sind. Der Gang durch meine Eingangstür, hinter dem sich ein Innenhof mit verschiedenen Hinter- und Quergebäuden erstreckt, war damals wie der Eintritt in eine komplett neue Welt. Mit jedem Tag wird mir dies immer vertrauter. Ich freue mich auf die nächsten Monaten, in denen ich alle Zeit der Welt habe, die neue Stadt zu erkunden und all das zu tun, wozu ich wahrscheinlich nicht mehr kommen werde, sobald ich mit Studium, Job etc. ausgelastet bin. Und wenn ich nach einem ereignisreichen Tag abends in der Küche sitze und diesen Ausblick auf den Fernsehturm genießen darf, hinter dem sich der Himmel rot färbt, weiß ich, dass ich zuhause bin.
Köstliches Nachmittagsfrühstücken mit einer lieben Freundin, tägliches Verschlingen von Zeitungen, Fotografieren mit Lena bei wärmendem Sonnenschein, Erkundung verschiedener Stadtteile zu Fuß, Zweistündige Spaziergänge, wechselhaftes Wetter mit gar hamburgischen Verhältnissen, Fotografieausstellungen in niedlichen Museen, jeden Tag selbst kochen, Einleben in mein neues Zuhause.. Die letzten Tage waren wirklich, wirklich schön.
Die letzten Wochen hingegen waren ein wahres Auf und Ab, in denen ich nicht selten in Gefühlslöchern steckte und beinah in Kummer und Nostalgie ertrank. Doch es wurde besser, immer besser. Ich habe Möglichkeiten gefunden, um mich selbst abzulenken und Optimismus in die Zukunft zu stecken, aber noch viel wichtiger war es, zu akzeptieren, dass es okay ist, wenn längst vergangene Umstände einen auch mal traurig stimmen und man sie nicht endgültg abschließen und vergessen kann. Das ist vollkommen in Ordnung, jedenfalls solange man dabei nicht lethargisch wird und es der Vergangenheit nicht erlaubt, die Gegenwart und die Zukunft, die noch voller schöner ungewisser Möglichkeiten steckt, zu verderben. Genau das musste und muss ich lernen, genau das ist mein Projekt für diesen Sommer.
Und schon wieder. Erneut habe ich am eigenen Leibe erlebt, wie kompliziert und stressig manche Tage sein können, wie sehr man sich dann den Kopf darüber zerbricht und gar den Mut verliert. Aber genauso schnell geht es wieder bergauf - die Komplikationen lösen sich nach und nach. Man öffnet eine Tür, hinter der sich zahlreiche verschiedene Wege auftun - jeder Weg führt in eine schönere und unbeschwerte Zukunft.
Heute war einer solcher Tage, an denen sich die dichte Wolkendecke auflockerte und in der Ferne die Sonne zu sehen ist. Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin und ich habe wieder etwas mehr vom Leben verstanden. Dass man sich einem negativen Ereignis, einem Hindernis, das sich einem in den Weg stellt, nicht hingeben darf. Man muss versuchen die Ruhe zu bewahren, einen Weg zu finden, wie man dieses Hindernis überwinden kann. Ich wage zu behaupten, dass es in fast allen Fällen eine Lösung gibt, die darauf wartet, gefunden zu werden. Was man jedoch dafür braucht, ist Ruhe und Geduld.
Diese Bilder sind an einem schönen Abend auf einem Stuttgarter Weinberg entstanden. Die Lichter und der Blick über die Stadt waren wunderbar. Eine der Sachen, die ich im Flachen Norden Deutschlands sehr vermissen werde.
Vor knapp einer Woche hieß es für mich, Abschied zu nehmen. Von Hamburg, meiner Familie und meinen Freunden. Bei einem wunderschönen Feuerwerk am Hamburger Hafen hielt ich inne und es fiel sehr schwer mich daran zu erinnern, warum ich diese Stadt eigentlich verlasse. Es war die Sehnsucht nach neuen Orten, Menschen, Stimmungen, Gerüchen und Facetten, die entdeckt werden wollen. Der Wunsch, die Herausforderung zu meistern, mein Leben neu zu beginnen. Das alles, um mich selbst weiter zu entdecken und mir selbst zu beweisen, was ich wert bin, nachdem ich so sehr enttäuscht wurde.
Nun, nach einer Woche in meinem neuen Zuhause, kann ich sagen, dass ich diese Entscheidung noch nicht bereut habe.